Diese Gefahr wird verstärkt durch gesellschaftliche Diskurse, die im Zusammenhang mit Migration „Integration“ fordern und damit eigentlich Assimilation meinen. Fragen Sie sich selbst, was Sie unter „Integration“ verstehen und wer zu welchem Zweck auf welcher Weise von wem „integriert“ wird.
In aller Regel gibt es ein Ungleichgewicht der Machtverhältnisse zwischen geflüchteten Menschen und denen, die haupt- oder ehrenamtlich mit ihnen arbeiten. Diese Machtverhältnisse können in der Haltung gegenüber den Menschen, mit denen man arbeitet, zum Ausdruck kommen. Deshalb sollte reflektiert werden: Behandelt man die Menschen, die man begleitet, als eigenständige, mündige Menschen, die selbst am besten wissen, was sie wollen und brauchen? Stärkt man sie in ihrer Handlungsfähigkeit oder bevormundet man sie?
Dazu gehört auch, jeden Menschen als Individuum zu betrachten und weder auf das Merkmal „Geflüchtete*r“ noch auf andere Merkmale wie Nationalität, Religion oder „Kultur“ zu reduzieren. Wenn geflüchtete Menschen sich anders verhalten als Sie es erwarten, dann liegt es vielleicht daran, dass sie einen anderen Erfahrungshintergrund haben.
Handlungsmöglichkeiten in der rassismuskritischen Arbeit mit Geflüchteten
„Woher komme ich?“ ist eine umfangreiche Arbeitshilfe der Diakonie Württemberg, die wissenschaftliche Grundlagen mit Praxistipps vereint. Sie basiert nicht zuletzt auf einem umfangreichen Austausch von erfahrenen Trainer*innen. Im Mittelpunkt der Arbeitshilfe steht die Frage, wie angemessene pädagogische Handlungsmöglichkeiten in der rassismuskritischen Bildungsarbeit aussehen können.
Der Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (BumF) hat ein Verzeichnis von Materialien und Kontakten zusammengestellt, das sich vor allem an Fachkräfte richtet. Es soll Mut machen und dazu inspirieren, die eigene Haltung und Arbeit zu reflektieren und rassismuskritisch weiterzuentwickeln.
Reflexion über Machtverhältnisse
Das Netzwerk rassismuskritische Migrationspädagogik hat zusammen mit dem IQ-Landesnetzwerk Baden-Württemberg ein Video zum Thema „Unterstützungsarbeit – auf Augenhöhe mit Geflüchteten?!“ produziert. Das Video regt zum Nachdenken an über bestehende Machtverhältnisse und -Ungleichgewichte im Verhältnis zwischen Helfenden und Hilfeempfangenden.
Was sagen Geflüchtete, wenn sie befragt werden, welche Art von Hilfe für sie sinnvoll ist? Welche Erfahrungen haben Geflüchtete mit freiwillig Engagierten gemacht? Was antworten Engagierte, wenn sie von Geflüchteten nach ihren Engagementmotiven befragt werden? Diese Idee verfolgt das Filmprojekt "Blickwechsel - Welche Hilfe heißt Willkommen?". Entstanden ist das Filmprojekt im Rahmen des gemeinsamen Projektes "Koordinierung, Qualifizierung und Förderung der ehrenamtlichen Unterstützung für Flüchtlinge" der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, gefördert durch die Bundesintegrationsbeauftragte.