Menschen mit geschlossenem rechtsextremen Weltbild sind Argumenten selten zugänglich. Mit Nazis zu diskutieren, macht meistens also keinen Sinn. Mit allen anderen lohnt es sich jedoch zu diskutieren – und Überzeugungsarbeit zu leisten gegen völkisches Denken und Rassismus sowie für Solidarität und Menschenrechte. Um das zu erleichtern, haben wir im Folgenden empfehlenswerte Argumentationshilfen gegen Rassismus und Vorurteile zusammengestellt.
Faktenchecks und Argumentationshilfen bei Rassismus und Vorurteilen gegenüber Schutzsuchenden
Der Faktencheck der UNO Flüchtlingshilfe antwortet auf einige der gängigsten Vorurteile, Vorwürfe und Parolen, die gegen die Aufnahme und den Schutz von Geflüchteten angeführt werden.
→ UNO Flüchtlingshilfe, Faktencheck: Vorurteile gegen Flüchtlinge auf dem Prüfstand
Der Flüchtlingsrat NRW hat im Dezember 2022 einen Flyer und eine ausführliche Argumentationshilfe zur Entkräftung von Vorurteilen veröffentlicht:
→ Flüchtlingsrat NRW, Keine Propaganda auf Kosten von Flüchtlingen!, Dezember 2022 (Flyer)
→ Flüchtlingsrat NRW, Argumente gegen Vorurteile, Dezember 2022 (Argumentationshilfe)
Die unter anderem von der Amadeu Antonoio Stiftung und PRO ASYL herausgebene Faktencheck beleuchtet Vorurteile gegenüber Schutzsuchenden und setzt diesen Argumente und Fakten für eine sachliche Diskussion entgegen.
Argumentationshilfen bei rassistischen Vorurteilen und menschenverachtenden Aussagen
Die ver.di-Jugend hat online zu den häufigsten rassistischen Argumentationsmustern gute Einordnungen für eine schnelle Reaktion zusammengestellt.
→ ver.di-Jugend, Argumente – so könnt ihr diskutieren: Rassismus
Von der Bundeszentrale für politische Bildung gibt es einen Flyer zum Umgang mit Rassismus als eine Hilfestellung für Alltag, Privat- oder Berufsleben oder die Vereinsarbeit. Die Argumentationshilfe gibt es auch als Wandzeitung.
→ Bundeszentrale für politische Bildung, Was sage ich, wenn ... Rassismus begegnen. Eine Hilfestellung für den Alltag, im Privat- oder Berufsleben, Unternehmen oder Verein, 2014. Und als Wandzeitung.
Die Amadeu Antonio Stiftung hat im Februar 2021 Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der AfD herausgegeben. Sie enthält nicht nur Anregungen für den Umgang mit AfD-Positionen, sondern auch Hinweise auf weiterführende Webseiten und Institutionen, die für die Auseinandersetzung hilfreiche Informationen geben. „Mit einer Partei, die die Gleichheit aller Menschen bestreitet, kann man nicht in den Dialog treten. Aber man kann ihr argumentativ entgegentreten, nachbohren und sie zur Rede stellen“, heißt es im Vorwort der Broschüre.
→ Amadeu Antonio Stiftung, Demokratie verteidigen. Handlungsempfehlungen zum Umgang mit der AfD, Februar 2021. Die Publikation ist auch auf Englisch erschienen.
Die Initiative Charta der Vielfalt hat eine Argumentationshilfe veröffentlicht, die dabei helfen soll, rassistischen und menschenverachtenden Aussagen zu begegnen.
→ Charta der Vielfalt, Speak up against racism. Argumentationshilfe, Dezember 2022
Handreichungen zum Thema rassistische Hetze im Internet
Die Handlungsempfehlungen der Amadeu Antonio Stiftung zeigen Möglichkeiten auf, wie man im Internet auf rassistische Aussagen reagieren kann. Zunächst erläutert die Broschüre die üblichen Strukturen rassistischer Hetze, zeigt dann, wie rassistische Postings oder Kommentare auf Facebook gemeldet und angezeigt werden können und erläutert dann Argumentationsstrategien für „Counterspeech“ – also Gegenrede gegen rassistische Hetze im Netz: etwa, wie man rassistische Gerüchte widerlegen kann. Auch auf das Thema Selbstschutz geht die Broschüre ein: Was tun, wenn man zum Ziel persönlicher Online-Attacken von Rassist*innen und Neonazis wird?
→ Amadeu Antonio Stiftung, Hetze gegen Flüchtlinge in sozialen Medien - Handlungsempfehlungen, 2016
Die Broschüre "Hate Speech: Erkennen - Reagieren – Anzeigen" des Flüchtlingsrats Thüringen widmet sich ebenso dem Thema Hetze im Netz, ist aber etwas knapper gehalten. Sie bietet eine kurze Analyse des Problems sich selbst radikalisierender Filterblasen, der Normalisierung von rassistischem Hass und dem Zusammenhang mit rassistischer Gewalt. Sie rät dazu, rassistischen Aussagen konsequent zu widersprechen, Hate Speech bei Facebook zu melden und Aussagen, die strafrechtlich relevant sein könnten, zur Anzeige zu bringen.
Umgang mit Rassismus bei der Sozialen Arbeit und in Bildungseinrichtungen
Die Veröffentlichung des Paritätischen Gesamtverbands aus dem Jahr 2016 enthält viele Tipps und Sachinformationen, die nicht nur für die in der Broschüre genannten Zielgruppen wie Vereinsmitglieder, Betriebsräte und Vermietende von Veranstaltungsräumen relevant sind: Im Kapitel „Wahrnehmen“ zeigt sie Strategien der rechtsextremen Szene auf („Bürgernähe“, „nationale Jugendarbeit“, „Wortergreifungsstrategie“ etc.), erläutert unter „Deuten“ die aktuellen Erkennungszeichen der rechtsextremen Szene und hält im Kapitel „Handeln“ Tipps bereit, wie Vereine, Institutionen und Vermietende von Veranstaltungsräumen sich gegen Rechtsextremismus engagieren können.
Eine Orientierungshilfe des Bildungswerks Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung widmet sich dem Umgang mit Rechtsextremismus in Kindertagesstätten. Viele rechte Skinheads der 1990er Jahre sind inzwischen Eltern geworden. Sie haben ihr Auftreten geändert, aber die gleichen Gedanken im Kopf und geben diese an ihre Kinder weiter. Dort, wo die rechte Szene früher auf der Straße stark war, spielt sich heute die Konfrontation in der Kita ab. Was können Kita-Leitungen, Erziehende und Eltern tun, wenn sie in der Kita mit Rassismus und Rechtsextremismus konfrontiert werden?
Die Stiftung Lesen wendet sich in einer Veröffentlichung direkt an pädagogische Fach- und Lehrkraft, um diese dabei zu unterstützen, Kinder und Jugendliche für verschiedene Formen von Diskriminierung zu sensibilisieren.
Umfangreiche Materialien verschiedener Träger zur rassismuskritischen Bildungsarbeit hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft auf einer eigenen Themenseite zusammengestellt.
Gegen Rassismus und Diskriminierung am Arbeitsplatz
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat bereits 2015 eine Handreichung für Betriebsräte und Gewerkschaften zu Strategien gegen Rassismus und Diskriminierung am Arbeitsplatz herausgebracht.
Der Verein Mach' meinen Kumpel nicht an! – für Gleichbehandlung, gegen Rassismus hat verschiedene Arbeitshilfen und Bildungsmaterialien erstellt, die dazu verwendet werden können, Diskriminierung im Betrieb entgegen zu wirken.
→ Mach' meinen Kumpel nicht an! – für Gleichbehandlung, gegen Rassismus, Bildungsmaterial
Auch von der Gewerkschaft ver.di gibt es eine Broschüre zum Umgang mit Rassismus und Diskriminierung in Betrieben. Neben Strategien gegen rassistische Diskriminierung am Arbeitsplatz werden unter anderem auch Regeln aufgeführt, die zu befolgen sinnvoll sein können, um von Rassismus betroffenen Kolleg:innen solidarisch zur Seite zu stehen. Weiterhin werden die wichtigsten rechtlichen Handlungsmöglichkeiten für Betriebsräte dargestellt.