Für geflüchtete Familien kann eine Kita viele Vorteile bieten: Die Kinder können mit Gleichaltrigen spielen. Sie können Deutsch lernen und viele andere Dinge. Die Eltern können in der Zeit einen Deutschkurs besuchen, arbeiten, eine Ausbildung machen oder studieren. Oder sie können sich in Ruhe um andere Probleme kümmern. Außerdem können die Familien in den Kitas andere Familien kennenlernen. Kitas können daher für die Integration eine enorm wichtige Rolle spielen.
Materialien für Geflüchtete zum Kitabesuch
Verschiedene mehrsprachige Materialien für Geflüchtete erklären, was eine Kita ist, wie sie funktioniert und was die Kinder dort lernen und erleben können.
Eine mehrsprachige Broschüre des Paritätischen, die in den Sprachen Amharisch, Arabisch, Deutsch, Englisch, Dari/Farsi und Französisch verfasst ist, bietet Geflüchteten grundlegende Informationen zum Thema Kita. Die Broschüre kann verwendet werden, um geflüchtete Eltern in einer Kita zu begrüßen oder um zu erklären, was eine Kita ist.
→ Der Paritätische, Herzlich Willkommen in unserer Kita, Juli 2017
In einem Filmprojekt des bayerischen und des hessischen Sozialministeriums sowie des Didacta Verbandes e.V. sind Videos in den Sprachen Arabisch, Dari/Farsi, Deutsch, Englisch und Französisch entstanden, die die Vorteile der Kinderbetreuung, den typischen Alltag in einer Kita und viele wissenswerte Dinge zur Arbeit der Kitas erklären.
→ Kindertagesbetreuung in Deutschland, Erklärvideos, Dezember 2016
Der Bundesverband für Kindertagespflege erklärt in Videos in den Sprachen, Arabisch, Dari/Farsi, Deutsch, Englisch, Französisch, Kurmancî, Russisch, Tigrinisch, Türkisch und Ukrainisch, wie Tagesmütter oder Tagesväter arbeiten. Eine Tagesmutter oder eine Tagesvater ist eine Person, die sich tagsüber um bis zu fünf Kinder kümmert und dafür ausgebildet wurde. Die Betreuung bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater kann eine Alternative zu einer Kita sein.
Wer hat Anspruch auf Kinderbetreuung?
Während des ersten Lebensjahrs können Kinder einen Platz in einer Kindertagespflege, bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater bekommen, wenn die Eltern einen Betreuungsbedarf nachweisen. Das gilt zum Beispiel, wenn beide Eltern arbeiten, arbeitssuchend sind oder sich noch in Ausbildung befinden oder wenn diese Förderung für die Entwicklung des Kindes notwendig ist. Im zweiten und dritten Lebensjahr besteht ein Anspruch auf frühkindliche Förderung und damit auch auf einen Platz in einer Kindertagesstätte oder Kindertagespflege. Der Umfang des Betreuungsangebots (also wie viele Stunden das Kind betreut wird und zu welchen Zeiten) richtet sich nach dem individuellen Bedarf, den die Eltern beispielsweise wegen ihrer Berufstätigkeit geltend machen können. Ab dem Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt hat jedes Kind einen Anspruch auf einen Platz in einer Kindertagesstätte.
Auch Kinder mit einer ausländerrechtlichen Duldung haben unter den oben genannten Voraussetzungen einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Kinder ohne Dokumente können aufgenommen werden, haben aber keinen rechtlichen Anspruch darauf. Kinder, die sich noch im Asylverfahren befinden, dürfen in vielen Bundesländern erst nach dem Auszug aus der Erstaufnahmeeinrichtung einen Kindergarten besuchen. Die Begründung ist, dass erst mit dem Umzug in die Kommunen ein Lebensmittelpunkt in Deutschland bestehe. Wie der Rechtsanspruch in den einzelnen Bundesländern jeweils konkret geregelt ist, geht aus dieser "Landkarte für Kinderrechte" des Deutschen Instituts für Menschenrechte hervor.
→ Landkarte "Welchen Zugang haben geflüchtete Kinder zu Kitas?", Stand: 2019
Eine kurze Übersicht zur Kindertagesbetreuung bieten die Seiten der Migrationsberatung MBE. Auch das Bundesfamilienministerium gibt in seinem Familienportal Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Kinderbetreuung.
→ Migrationsberatung MBE, Wissen, Kindertagesbetreuung
→ Bundesfamilienministerium, Familienportal, Kinderbetreuung
Wie läuft die Suche nach einem Kindergartenplatz?
Obwohl alle Kinder ab einem Jahr das Recht auf einen Kindergartenplatz haben, gibt es in vielen Regionen einen dramatischen Mangel an Kindergartenplätzen. Auch für einheimische Familien ist das oft ein großes Problem. In manchen Kommunen wird die Vergabe der kommunalen Kindergartenplätze zentral über das Jugendamt organisiert. In anderen Kommunen müssen die Eltern die einzelnen Kindergärten aufsuchen. Dort können sie sich anmelden oder, wenn alle Plätze schon vergeben sind, auf die Warteliste setzen lassen.
Weil die Platzvergabe oft einem Glücksspiel gleicht, melden viele Eltern ihre Kinder vorsorglich bei sehr vielen Kindergärten an, um die Chancen auf einen Kindergartenplatz zu erhöhen. Geflüchtete Familien brauchen oft Unterstützung bei der Suche nach einem Kindergartenplatz. Diese Unterstützung kann von Ehrenamtlichen, Sozialpädagog*innen oder auch von Jugendamtsmitarbeiter*innen geleistet werden. Ehrenamtliche, die sich informieren wollen, wie das Prozedere der Kindergartenplatzsuche bei Ihnen vor Ort abläuft, können sich dazu an das Jugendamt wenden oder einfach bei einer Kita vor Ort nachfragen.
Kosten für einen Kinderbetreuungsplatz und finanzielle Unterstützung
Die Beiträge, die die Eltern für den Kindergartenplatz oder den Platz bei einer Tagesmutter oder einem Tagesvater bezahlen müssen, sind von Ort zu Ort unterschiedlich. Wichtig zu wissen: Eltern, die die Beiträge nicht bezahlen können, können einen Antrag auf Übernahme bzw. Teilübernahme des Elternbeitrages stellen (§ 90 Abs. 3 SGB VIII). Bitte fragen Sie bei Ihrer Kita oder ihrem Jugendamt nach.
Eltern, die Sozialleistungen erhalten (etwa AsylbLG, Bürgergeld, Sozialhilfe oder Wohngeld), können auch beantragen, dass sie Hilfe aus dem sogenannten "Bildungs- und Teilhabepaket (BuT)" bekommen. Aus dem "Bildungspaket" können zum Beispiel Kosten für die Verpflegung oder für Ausflüge übernommen werden. Für das "Bildungspaket" ist die Kommune verantwortlich. Wo sie vor Ort Leistungen des Bildungspakets beantragen können, hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) auf seiner Website zusammengestellt.
→ BMAS, Hier gibt's das Bildungspaket
Informationen für Fachkräfte
Es gibt bereits mehrere Websites, die insbesondere für Fachkräfte Informationen rund um das Thema Kindergarten und Geflüchtete sammeln. Auf ihnen finden sich auch detaillierte Informationen und Hilfsmittel für Pädagog*innen, die Kinder mit Fluchthintergrund in ihrer Kita betreuen. Auch mehrsprachige Informationen für Eltern sind auf den Portalen zu finden.
Der Deutsche Bildungsserver, ein Gemeinschaftsangebot von Bund und Ländern, sammelt Informationsmaterialien aus den verschiedenen Bundesländern und eignet sich daher sehr gut, um die speziellen Bedingungen vor Ort zu recherchieren. Hier finden sich viele mehrsprachige Informationen für Eltern und auch viele Informationen für Pädagog*innen.
→ Deutscher Bildungsserver, Flüchtlingskinder in Kitas
Auf der Website des Bundesfamilienministeriums finden sich viele Informationen für pädagogische Fachkräfte, die in ihrer Kita mit der Integration von Kindern mit Fluchthintergrund befasst sind. Die Website sammelt dabei zahlreiche Handreichungen aus unterschiedlichen Bundesländern und von unterschiedlichen Trägern.
Die Broschüre der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) "Wege zur WillkommensKITA" richtet sich vor allem an pädagogische Fachkräfte aus Kitas. Sie schildert, was Kitas tun können, um geflüchteten Kindern gute Bedingungen zu bieten. Wie lassen sich Sprachhürden überwinden? Was ermutigt geflüchtete Eltern, sich in den Kita-Alltag einzubringen? Und wie wird die Kita zu einem sicheren Ort, an dem alle Kinder mit Freude spielen und lernen können?
→ DKJS, Wege zur WillkommensKITA. Arbeitsmaterialien für die Kita-Praxis, 3. Auflage 2018
Das vom nordrhein-Westfälischen Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration (MKJFGFI) betriebene Portal KiTa.NRW hat eine Themenseite, die sich an Fachkräfte in der Kindertagesbetreuung richtet. Die Seite enthält ausführliche Materialien zur Planung des Tagesablaufs in der Kita, zur Raumgestaltung, zum niederschwelligen Zugang und zur Gestaltung pädagogischer Aktivitäten. Es gibt auch Lernmodule für die Fachkräfte zu Themen wie voruteilsbewusste Bildung und Erziehung, interkulturelle Kompetenz und zum Erkennung von und zum Umgang mit emotionalen Herausforderungen wie Traumata.